Es war einmal...
also ICH war einmal...
an einem Strand...
eigentlich ein wundervoller Ort
ein strahlend blauer Himmel
ein sanfter Wellengang
windig genug, um einen Drachen steigen zu lassen
weicher, warmer Sand mit angespültem
wohlduftendem Seetang hmmm yammi
nun ja, es war sooooo schön
also wundervoll
wären da nicht diese fiesen Jungs gewesen...

Eine spannende Reise beginnt.
Es war einmal... So fangen die meisten Märchen an. Wir alle, ja DU und ICH auch, schreiben täglich unsere Lebensgeschichte. In jedem Augenblick treffen wir Entscheidungen. Einiges im Leben wiederholt sich leider, aber wir können immer eine Veränderung bewirken. Schließlich blicken wir eines Tages zurück und stellen fest:
„Es war einmal...“.

Diese Erzählung handelt von einem Drachenmädchen.

Sogar von einer richtigen Drachenprinzessin, denn ihr Vater war der Drachenkönig.

Am achten Geburtstag seiner Tochter schenkte der König ihr „die alle Wünsche erfüllende Muschel mit der Perle der Weisheit“, die eine geheime Botschaft für sie bereit hielt.

Als das Drachenmädchen die Botschaft der Muschel verstand, durfte es zum ersten Mal den prächtigen Unterwasserpalast des Königs verlassen.

Oh, da war der König erleichtert! Seine Tochter hatte die Botschaft „der alle Wünsche erfüllenden Muschel mit der Perle der Weisheit“ verstanden. Sogleich schwamm sie ganz aufgeregt durch das Tor des Palastes hinaus in das weite Meer.

Es beflügelte sie der dringende Wunsch, allen Meeresbewohnern von der Botschaft der Muschel zu erzählen. Dabei ging es um nichts Geringeres als das Glück. Alle sollten glücklich werden.

Als erstes traf das Drachenmädchen die Muräne, aber die wollte lieber in ihrer Höhle bleiben.

Also ging die Reise schnell weiter, denn es gab noch so viele andere Wesen im Meer. Da war zum Beispiel ein Quallenchor. Der war ziemlich gefährlich. Jeder weiß ja, wie sehr Nesseln brennen können. Außerdem haben die Quallen die Botschaft gar nicht verstehen wollen. Es gab eine regelrechte Verfolgungsjagd.

Doch plötzlich versperrte eine große, graue Wand dem Drachenmädchen den Fluchtweg. Es prallte dagegen und drehte sich ganz benommen im Kreis. Oh, das war ja gar keine Wand, es war ein riesiger Walhai!

Der Walhai war ein sehr gemütlicher und weiser Zeitgenosse. Er hatte schon von dem Drachenmädchen gehört.

Sein guter Rat war, auch wenn nicht jeder die Botschaft der Muschel verstehen wollte oder konnte, trotzdem niemals aufzugeben. Es gibt eben Wesen, die ihr Glück lieber von anderen abhängig machen wollen. Sie glauben, wenn sie für ihr GLÜCK nicht selber verantwortlich sind, dann sind sie es auch nicht für ihr UNGLÜCK.

Und andere sind einfach schon viel zu lange mit allem unzufrieden, sind grummelig und überhaupt verbittert. Der Wal riet, dennoch die Glücksbotschaft weiter zu verbreiten.

So ging die Reise weiter zu den lebenslustigen Delfinen. Sie tanzten voller Freude durch die Strömung und tauchten übermütig durch die Wellen.

Dann tauchten da noch zwei neugierige Mantas auf. Frech und albern trieben sie ihren Schabernack.

Als nächstes traf das Drachenmädchen auf den Zackenbarsch. Der war gar nicht freundlich, um es genau zu sagen, er war sogar sehr unfreundlich.

Zum Glück gab es auf dieser Reise auch einen lustigen Clownfisch, der munter mit seinen Seeanemonen spielte.

Und dann wurde es ganz ruhig. Also noch ruhiger als ruhig. Es war das ruhigste Ruhig, was es je gegeben hatte.

Der Seelöwe war wohl das allertraurigste Wesen in dieser Geschichte. Nichts konnte ihn fröhlich stimmen. Je
mehr das Drachenmädchen versuchte ihn aufzuheitern, desto trauriger wurde er.

Der Oktopus wusste schon, wie das mit dem Glücklichsein geht. Man braucht P. O. ! Was? Positiver Oktopus? Aber nein! Penetranter Optimismus.

Bis dahin hatte des Königs Tochter viele, sehr unterschiedliche Meeresbewohner kennen gelernt. Doch nun wurde ihre Reise unschön unterbrochen. Der Zackenbarsch mochte sie nicht und wollte sie verjagen. Weil er selbst unglücklich war, meinte er, dass auch kein anderes Lebewesen das Recht hätte, glücklich zu sein. Davon überzeugte er auch andere. Sie folgten ihm und zusammen lauerten sie ihr auf. Wie eine Wand standen sie alle vor der Drachenprinzessin.

Es war eine wirklich böse und traurige Situation. Das Drachenmädchen fühlte sich völlig missverstanden, allein und in die Enge getrieben. Zum Glück kamen der König und andere Meeresbewohner zu Hilfe. Es entstand eine rege Diskussion. Dabei stellte sich heraus, dass der Zackenbarsch selbst einmal ein Drachenfisch werden wollte, doch er hatte es nicht geschafft, durch das Drachentor zu springen. So wurde er zunehmend verbittert und grummelig und blieb ein Zackenbarsch.

Ist DIR so etwas Ähnliches auch schon mal passiert? Haben sich andere gegen dich zusammengeschlossen und wollten dich ärgern oder tief kränken? Oder warst du mal mit anderen zu jemandem ganz gemein? Hast du so etwas schon mal beobachtet? Wie war das? Was hast du dann gemacht? Hast du Hilfe geholt? Ganz wichtig ist es über solche Erlebnisse zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Frag doch mal andere, ob sie schon mal so etwas erlebt haben.

Die Geschichte des Drachenmädchens ging zum Glück gut aus. Alle haben festgestellt, wie wichtig es war, miteinander zu reden. Am Ende verstanden dann auch die allermeisten die Botschaft der „alle Wünsche erfüllenden Muschel mit der Perle der Weisheit“. Selbst der Zackenbarsch war jetzt wieder etwas milder gestimmt. Sicherlich braucht es noch eine Weile, bis er die Botschaft wirklich versteht. Aber wenn andere ihn dabei unterstützen, dann wird er vielleicht auch noch erfahren, was es heißt, glücklich zu sein.

© Una Gonschorr